»Was macht ihr denn im Cigoland?«, wurden wir nach unserem Ausflug in den Freizeitpark bei Schlettstadt ungläubig gefragt. Denn Wanderer zieht es normalerweise eher in Richtung Vogesen. Doch die Antwort ist ganz einfach: Als wir im Hochsommer im Elsass für die »Mystischen Pfade« unterwegs waren, herrschten schon am frühen Mittag Temperaturen von knapp unter 40°C an.
Bei solch einer Hitze stellt sich auch uns die Frage, ob wir es nicht lieber bei einer Halbtagswanderung belassen und den Rest vom Tag Störche fotografieren gehen sollen? Genau dafür ist der Storchen- und Erlebnispark Cigoland bestens geeignet.
Störche im Cigoland bei Sélestat
Aufgefallen ist uns der Park schon des Öfteren. Zwischen Kintzheim und Sélestat segeln nämlich immer wieder Störche geschickt über die Autobahn oder stolzieren direkt neben dem Seitenstreifen durchs Gras.
Übernachtungsmöglichkeiten sind direkt beim Park vorhanden. Doch wir haben uns bereits in Oberehnheim häuslich eingerichtet. Leider herrscht auf den Parkplätzen und dem Weg zum Park Schattenmangel. So sind wir froh, nach dem kurzen Fußmarsch endlich am Eingang angekommen zu sein.
Der Park selbst ist wunderschön mit Bäumen bepflanzt und wirkt sehr gepflegt. Cigoland ist eine Mischung aus Tier- und Freizeitpark. Es gibt einige Fahrgeschäfte, die in der Überzahl auf kleinere Kinder ausgelegt sind. Uns hingegen zieht es bald zum Eingang der Monorail oder auch Einschienenbahn.
Passend zum Thema des Park sind die Kabinen der Bahn im Storchendesign geschaffen. Das Cigoland ist benannt nach dem französischen Wort für Störche – Cigognes. Und genau mit diesen sind wir bei einer Monorailfahrt auf Augenhöhe.
Bei unserem Besuch herrscht nur wenig Betrieb im Park. Französische Familien sind eigentlich begeisterte Freizeitparkbesucher. Doch bei Temperaturen um die 40° wird es wohl auch ihnen zu heiß. Zum Glück für uns, denn so können wir gemütlich mehrere Runden mit der Monrail fahren und sind immer wieder begeistert, wenn wir den Storchenfamilien in die Nester blicken können
oder die Storcheneltern ihren Kopf in den Nacken werfen und zu klappern beginnen. Die Jungen sind fast ausgewachsen. Nur ihre Schnäbel müssen sich noch rot färben. Schon bald werden sie fliegen können und sich auf ihre erste lange Reise nach Afrika aufmachen. Manche werden aber auch hier im Elsass bleiben. Ist ja auch viel bequemer.
Bis Mitte der 1970er Jahre war der Weißstorch im Elsass so gut wie verschwunden. Stromleitungen, schwindende Futtergebiete und mehrere meteorologisch schlechte Jahre machten den Störchen den Garaus. Allerdings gehört der Storch zu den fünf »C«, welche die Identität des Elsass ausmachen. Neben Cathédrale (das Münster), Choucroute (Sauerkraut),
Colombages (Fachwerk), Coiffe (die Trachtenhaube) fehlten nun eben die Cigognes (Störche). Als die Population auf wenige Brutpaare geschrumpft war, ging ein Ruck durch die Bevölkerung. Ohne ihren Storch wollten und konnten die Elsässer nicht leben. Also wurden verschiedene Anstrengungen unternommen, um das inoffizielle Wappentier wieder dauerhaft anzusiedeln.
Es entstanden Vereine zum Schutz des Storchs und mit ihnen Aufzuchtstationen und Auswilderungsgehege. Mit Erfolg! Nachdem die ersten Generationen noch in der Region geblieben waren, nahmen die späteren Generationen wieder die natürlichen Gewohnheiten an. Sie zogen über Spanien auf den afrikanischen Kontinent, eh sie im Frühjahr zu ihren Brutstätten zurückkehrten.
Inzwischen leben wieder über 800 Paare im Elsass und ist ihre Population seit Jahren stabil. So freuen auch wir uns immer wieder an dem großen Vogel, wenn wir ihn über uns von den Dächern klappern hören. Auch daher sind die Achterbahn und die hübsche Parkanlage im Cigoland für uns nur eine nette Nebensache, zwischen den vielen Storchennestern, die allein schon den Besuch zu einem schönen Erlebnis machen.