Inmitten einer Lichtung im Wald, nahe der Burg Fleckenstein, beansprucht der als Hotel und Restaurant geführte Gimbelhof eine Traumlage für sich. Nur eine schmale Straße führt vom Col du Litschof durch den Wald zum Hof, der im Sommer täglich jede Menge Wanderer, Motorradfahrer und sonstige Ausflügler anzieht. Das wundert uns nicht.
Denn außer der Burg Fleckenstein lassen sich auch die Burgen Froensbourg, Löwenstein, Hohenbourg und Wegelnburg sowie einige bizarre Buntsandsteinformationen mit einer kurzen Wanderung gut erreichen. Dass wir bei unserer Suche nach einer günstig gelegenen Übernachtungsmöglichkeit auf den Gimbelhof stießen, lag damit ebenfalls nahe.
Auf der anderen Seite trug die abgeschiedene Lage des Hofs während des Ersten Weltkriegs zum Erhalt des Vogesenrinds bei. Weil sich die beiden Konfliktparteien vier Jahre im Zuchtgebiet der Rasse erbitterte Kämpfe lieferten und das deutsche Heer die Rinder beschlagnahmte, brach der Bestand von zuvor 125.000 Stück in sich zusammen. 1918 war das Vogesenrind im benachbarten Lothringen vielerorts verschwunden.
Besser erging es der Rasse im Elsass. Hier ist es dem Einsatz des Bezirkstierarztes Zündel sowie den Elsässern, welche die Tiere versteckten, zu verdanken, dass das Vogesenrind erhalten blieb. Der Gimbelhof ist einer der Höfe, die eine Herde vor dem Zugriff durchs Militär bewahrten. Auch heute noch werden Vogesenrinder auf den Weiden des Gimbelhofs gehalten.
Im alten Bauernhaus bekommen wir eines der acht Zimmer über dem Restaurant. Es ist gemütlich eingerichtet, wobei sehr schön ist, dass Tür und Bett durch eine halbhohe Wandkommode abgetrennt werden. Somit blickt man vom Bett aus zu den Fenstern und ist zugleich vom Eingang abgeschirmt. Das Bad ist riesig, mit einer ebenerdigen Dusche ausgestattet und modern eingerichtet. Leider fehlt ein Kühlschrank im Zimmer.
Bei den sehr heißen Sommertagen, die wir in dieser Gegend vom Nordelsass verbringen, ist es uns damit nicht möglich, unseren Wanderproviant zu kühlen. Schade ist auch, dass wir bei der Hitze die Fenster selbst nachts geschlossen halten müssen. Andernfalls kommen immer wieder Hornissen ins Zimmer. Wir haben zwar keine Angst vor den normalerweise friedlichen Insekten. Doch ihr lautes Brummen stört doch gewaltig die Ruhe.
Das Restaurant bietet gut 150 Leuten Platz. Der Hof ist sehr beliebt. Wer dort essen möchte, sollte insbesondere am Wochenende rechtzeitig reservieren. Dann aber kann man elsässische Gerichte und deftig französisch schlemmen. Zu unserem Bedauern erfüllt die Speisekarte auch sämtliche kulinarischen Klischees der Franzosen.
Schnecken, Froschschenkel und Foie Gras d'Oie, also Gänseleberpastete, sind alle enthalten. Als sogenannte Flexitarier (den Begriff mussten wir auch erst lernen) finden wir auf der Karte aber auch Gerichte, bei denen die Tiere zumindest nicht über alle Maßen gequält werden. Und das, was wir bekommen, ist wirklich lecker.
Frühstück haben wir dazu gebucht. Wie in Frankreich üblich, wird es extra berechnet. Im Gimbelhof wird dieses portioniert an den Tisch gebracht und kann als sparsam bezeichnet werden. Es gibt Baguette und Croissants, selbstgemachte Marmelade, etwas Käse und Wurst aus eigener Herstellung sowie für jeden einen Kakao. Am zweiten Tag fehlt der Wurstteller und wird bei Nachfrage mehr oder weniger bereitwillig gebracht. Wir hatten bisher immer Hotels aus der Logis-Gruppe.
Da wird man mit der Zeit wohl zu verwöhnt. So ist der Gimbelhof bis heute das einzige Hotel im Elsass, bei dem wir auf den sonst obligatorischen Orangensaft verzichten müssen. Auch schade finden wir, dass sich im Sommer der Gastronomiebereich über die gesamte Außenanlage, mit Ausnahme der Parkplätze, ausbreitet. Für Hotelgäste, die einfach mal ein, zwei ruhige Stunden außerhalb des Zimmers verbringen möchten, ist es da kaum möglich, ein geeignetes Plätzchen zu finden.
Etwas verwöhnt erscheint uns schließlich das Personal vom Gimbelhof. Klar, der Hof wird während der Saison beinahe täglich überrannt, sodass es praktisch nie an Gästen mangelt und die Nerven auch mal blank liegen können. Doch gerade im Selbstbedienungsrestaurant wirken die Damen doch recht schnippisch.
Und wehe, ein Radfahrer füllt sich seine Trinkflasche am Wasserhahn beim Hundenapf. Der kann dann aber ein Donnerwetter erleben! Der Hof lebt einfach von der herrlichen Umgebung, den netten Vogesenrindern auf der Weide und dem Blick auf die Burg Fleckenstein im Hintergrund.