An einem sonnigen Wintermorgen standen wir das erste Mal vor der Hohlandsbourg, dem Château du Haut-Landsbourg. Nachdem wir bereits die Pflixburg besucht hatten, sollte dies ein weiterer Höhepunkt einer Wanderung werden. Tatsächlich machen die hohen Mauern der Hohlandsbourg einen verheißungsvollen Eindruck. Damit mussten wir uns jedoch auch schon begnügen. Fürs Erste. Denn die Burg ist erst ab dem ersten Samstag im April geöffnet, eh sie Anfang November in ihren Winterschlaf zurückkehrt.
Rundgang durch die Hohlandsbourg bei Wintzenheim, einer der Burgen an der Fünf-Burgen-Straße. Aufnahmen der intakten Festungsmauer mit Aussicht über das Münstertal und nach Eguisheim.
Der Sommer ist also eine gute Zeit für die auch Burg Hohlandsberg genannte Festung, die wir Mitte Juli ein zweites Mal in Angriff nahmen. Vom Parkplatz an der »Route des 5 châteaux« sind es gut 400 Meter und 25 Höhenmeter bis zum Eingangstor. Noch bevor dieses erreicht ist, gelangen wir zu einer größeren Aussichtsterrasse. Mehrere Bänke laden mit Blick über die elsässische Ebene nach Colmar und über das Rheintal zum Schwarzwald ein. Der Zugang in die Burg erfolgt dann über eine neue Holzbrücke.
Am Scharwachtturm links der ehemaligen Zugbrücke vorbei geht es zunächst in einen kleinen Innenhof sowie zum modernen, aber passend gestalteten Empfangsgebäude der Burg. Außer den Eintrittskarten bekommen wir dort auch einen Plan mit den einzelnen Gebäuden und Funktionsbereichen der Hohlandsbourg. Deutsche Besucher ist das Burg-Team gewohnt, sodass wir schon bald das ursprüngliche Haupttor in die eigentliche Festung treten.
Nach den riesigen Außenmauern ist auch das Innere der Burg beeindruckend. Den Grundstein der Festung hatte der Vogt von Colmar, Siegfried von Gundolsheim, auf Befehl von Rudolf von Habsburg im Jahr 1279 gelegt. Er nutzte die strategisch günstige Lage am Ostrand der Vogesen, um das Münstertal zu überwachen. Damit sollte zugleich die westliche Grenze von Vorderösterreich und die Kaiserstadt Colmar geschützt werden.
Nach mehreren Vergrößerungen im 14. und 15. Jahrhundert durch die Grafen von Lupfen verstärkte Lazarus von Schwendi, ein wichtiger Berater und Heerführer der Habsburger, die Hohlandsbourg in 16. Jahrhundert. Wie bei so vielen Burgen im Elsass endete die Blütezeit der Hohlandsbourg im Dreißigjährigen Krieg. Nach dem Eingreifen Frankreichs in den Konflikt nahmen schwedische Truppen die Festung 1633 ein. Französische Gruppen sollten sie vier Jahre später schleifen. Ob sie dabei gründlich vorgingen, ist allerdings ungewiss.
Denn als Garnisonsburg waren weite Teile im Inneren der Burg ohnehin frei von Bebauung. Auch blieb die zwei Meter dicke und aus Granitstein errichtete Ringmauer erhalten. Die Zerstörung konzentrierte sich damit vor allem auf die Wirtschaftsgebäude und die auf einer Felsspitze erbaute Oberburg. Während die Oberburg auch heute lediglich als Ruine gesichert ist, setzte sich der Kanton Wintzenheim ab den 1970er Jahren für den Erhalt der Hohlandsbourg ein. Mit Erfolg.
Das Departement Haut-Rhin wählte neben der Morimont bei Ferrette die Hohlandsbourg als beispielhaftes Projekt für die Restaurierung von Burgen aus. Dadurch war es nicht nur möglich, die Festung zu sichern und für Besucher zugänglich zu machen, sondern konnten über ein millionenschweres Investitionsprogramm außerdem einige der früheren Wirtschaftsgebäude entlang der Festungsmauer rekonstruiert werden.
Der Rundgang über die Ringmauer versteht sich von selbst. Mit einer Länge von 96 auf 66 Metern bildet sie den größten Wehrgang im Elsass. Der Zugang erfolgt gleich nach Betreten der Burg auf der linken Seite. Ein weiterer Aufgang befindet sich am Ende der Wirtschaftsgebäude bzw. neben der Küche. Sowie wir die Treppe erklommen haben, können auch wir unseren Blick über die Umgebung schweifen lassen.
Neben dem nahen Colmar reicht der Blick nach Norden bis Straßburg, während im Süden die Drei Burgen von Eguisheim und der Großraum Basel zu sehen sind. Vom westlichen Teil der durchgängigen Mauer ist die Pflixbourg zu sehen und liegt uns das Münstertal zu Füßen. Daneben informieren mehrere Tafeln über die Burg und das Umland. So bestand die Besatzung zu Friedenszeiten aus lediglich zwölf Personen.
Im Ernstfall wurde die Belegschaft durch Truppen aus der Umgebung verstärkt, was zumindest 350 Jahre lang ganz gut gelang. Ein Grund hierfür ist auch das ständige Nachrüsten der Burg. So ließ Lazarus von Schwendi auf der Nordseite eine zusätzliche Bastion als Artilleriebollwerk anlegen, um mit der Entwicklung immer durchschlagskräftigerer Waffen schrittzuhalten.
Nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs gelangte die Burg nochmals in den Besitz der Familie Schwendi, als Ludwig XIV. die Herrschaft Hohlandsberg an Maximilian Schwendi übertrug. 1681 änderte er jedoch seine Meinung und konfiszierte die Festung, um sie an seinen Generalleutnant Joseph de Pons Baron von Montclar zu geben. Ob er mit der damals schon zerstörten Oberburg oder dem sonst leeren Kasten etwas anfangen konnte, ist nicht überliefert.
Über den Flankierungsturm am südwestlichen Eck und die südlich Schlupftür geht es auf die Westseite des Wehrgangs. Nachdem bisher die elsässische Ebene unser Blickfeld bestimmte, schauen wir nun über weite Wälder. Über wenige Absätze führt der Gang zur Ummauerung der Oberburg. Dabei bietet er freie Sicht auf die Wirtschaftsgebäude und, im weiteren Verlauf, zu den ehemaligen Stallungen, in denen sich heute ein Restaurant befindet.
Über die Nordseite gelangen wir schließlich auf die Rückseite der Oberburg. Hier sind noch ein Wachtturm aus dem 14. Jahrhundert und die obere Zisterne erhalten. Aus Sicherheitsgründen sind hier nicht alle Bereiche zugänglich. Dafür können wir auf die unter uns liegende Bastion schauen und haben außerdem einen schönen Blick in den liebevoll gepflegten Kräutergarten. Der Abstieg in den Hof erfolgt schließlich durch einen weiteren (Vierecks-) Turm aus dem 14. Jahrhundert.
Während der Sommermonate finden auf der Freilichtbühne mittelalterliche Spiele, Feste und Veranstaltungen statt. Direkt gegenüber sind in den Wirtschaftsgebäuden verschiedene Ausstellungen eingerichtet. Sie informieren über frühgeschichtliche Siedlungsphasen auf dem Burgberg, die militärische Funktion und den Alltag auf der Hohlandsbourg. Von dort zieht es uns auf die Terrasse des Restaurants, von wo wir nochmals in aller Ruhe den Blick über den Innenhof schweifen lassen können.