Über einen kurzen Umweg zu den Kirchplätzen der Altstadt kommen wir durch die Rue de Augustins zum Obstmarktplatz (Place du Marché aux fruits) mit dem Gerichtsgebäude (20). Leider geraten wir in die Vorbereitung zu einem größeren Fest hinein, was den Platz recht unruhig macht.
Deshalb geben wir uns mit der Nische zur Rue de Augustins zufrieden. Hier steht eine Nachbildung des Manneken Pis, ein Geschenk der Stadt Brüssel aus dem Jahr 1922. Es soll an die Leiden beider Städte erinnern, die sie während der deutschen Besetzung im Ersten Weltkrieg ertragen mussten.
Gleich um die Ecke gelangen wir in die Rue Schoengauer. Hier in der Fußgängerzone bleibt es selbst an sommerlichen Tagen schön schattig und kühl. Unterschiedliche Fachwerkhäuser mit schwarzen alten Balken und hübschen Erkern reihen sich wie wild durcheinander gewürfelt aneinander. Plüschstörche und Gugelhupfformen in den Auslagen der Läden warten auf Käufer und Souvenirjäger.
Auch sonst ist alles zu finden, was das Touristenherz nach Ansicht der Händler zu begehren hat. Dennoch wirken die Gassen einfach idyllisch. In der Kreuzung zur Rue Merciere befindet sich das Pfister Haus (7). Achteckige Türmchen, Eckerker, eine Holzgalerie und die Gemälde mit biblischen Szenen machen das Renaissancehaus zu einem der Symbole der Colmarer Altstadt. Museumsliebhaber finden gegenüber das Bartholdi-Museum.
Wir indes schlendern durch die ehemalige Polizeiwache (9) mit seiner hübschen Loggia im Rennaissance-Stil. Eine ganze Weile diente das Gebäude als Rathaus.
Doch auch die Wache und die Justiz waren oberhalb des Beinhauses, neben dem Nuss- und Ölsaatmarkt untergebracht. Richter nutzten die Loggia als Tribüne zur Verkündung der Strafurteile.
Gegenüber befindet sich die Stiftskirche Saint Martin (10). Leider parken die Franzosen nur allzu gerne Autos auf Kirchplätze, was die Ansicht auf das gotische Bauwerk stört. So geht man lieber näher heran und schaut sich auf der Südseite das Nikolausportal an. Es stammt aus der Zeit um 1200 und gehört zu den schönsten frühgotischen Portalen im Elsass. Neben dem jüngsten Gericht sind hier zwei Legenden des Heiligen Nikolaus dargestellt.
Die eine zeigt drei Jünglinge rechts von ihm, die der Heilige Nikolaus wieder zum Leben erweckt haben soll. Zu seiner Linken schützt der Heilige drei Mädchen vor ihrem Vater, der die drei Jungfrauen als Dirnen verkaufen wollte und nun hinter ihnen kauert. In den Säulen neben dem Eingang sind hingegen Fratzen der von Lepra entstellten Menschen verewigt. Gerne betrachten die Colmarer die Stiftskirche als ihre Kathedrale. Immerhin hatte das Bistum Oberrhein während der Revolution hier ihren Sitz.