Gestärkt machen wir uns auf in das ehemalige Gerberviertel (17), welches gleich hinter der Markthalle beginnt. Insbesondere in der Petite Rue des Tanneurs ist der elsässische Baustil der Gerber gut zu erkennen. Die im 17. und 18. Jahrhundert entstandenen Fachwerkhäuser sind im Vergleich zu anderen Gebäude relativ hoch. Charakteristisch sind die steilen und über geschlitzte Fensterläden bestens durchlüfteten Giebeldächer.
Diese waren damals über einen Durchbruch miteinander verbunden und dienten dem Trocknen der Pelze. Der Graben für die Abwässer der Gerbereien verlief auf der Seite der Rue de Tanneurs. Was heute so idyllisch anmutet, muss damals bestialisch gestunken haben. Das war einer der Gründe, warum das Viertel an den damaligen Rand der Stadt sowie nahe der Lauch errichtet wurde. Den Gerberfamilien freilich nutzte dies wenig. Sie mussten trotzdem hier wohnten.
In den 1960er Jahren sind die zu der Zeit stark vergammelten Häuser fast einer Modernisierungsmaßnahme zum Opfer gefallen. Dann besann man sich eines Besseren und hat kurzerhand entschieden, den historischen Bestand zu restaurieren.
Immerhin bildet das Gerberviertel heute den Kern des erhaltenen Altstadtsektors. Die 1968 begonnenen Restaurierungsarbeiten erstreckten sich über sechs Jahre. Seit 1974 erstrahlt das Gerberviertel wieder im neuen bzw. alten Glanz.
Am Ende der Kleinen Gerberstraße erreichen wir den Place de l'Ancienne Douane, den Platz des ehemaligen Zollamtes. Umgeben von einem schönen Fachwerkensemble steht mitten auf dem Platz der Schwendi Brunnen (18).
Die Bronzestatue von Bartholdi zeigt Lazare von Schwendi, der einen Weinstock in die Höhe hält. Schwendi besiegte als Kriegsführer zwischen 1564 und 1568 die Türken in Ungarn und brachte von dort die Traube des Tokajers mit.
Der pittoreske Platz wird geteilt vom ehemaligen Gerbergraben, dessen Geländer idyllisch mit Blumenkästen dekoriert sind. Schwendi blickt von seinem Brunnen aus zum Alten Zollhaus. Sämtliche in Colmar zu verkaufenden Waren wurden hier verzollt und eingelagert. Daher auch der Name »Koifhus«. Es ist das älteste Gebäude der Stadt und änderte mit der Zeit mehrmals seine Funktion. Als Zollhaus angefangen, tagten bald die Abgeordneten des Zehnstädtebundes im Obergeschoss.
Die wirtschaftliche und politische Bedeutung des Gebäudes nahm mit der Zeit stetig zu. Sichtbares Zeichen sind mehrere Gebäudeteile, die nach und nach hinzu kamen. Nachdem durch die Revolution die Privilegien des Zehnstädtebunds aufgehoben wurden, diente das Gebäude immer wieder anderen Zwecken. Schließlich wurde es umfangreich restauriert und mit schönen glasierten Dachziegeln versehen. Zusammen mit einem kleinen Türmchen, zählt es heute zu den beliebtesten Fotomotiven in Colmar.