Müssten wir das Bruchetal mit nur einem Wort beschreiben, so wäre das »vielseitig«. Denn kaum ein Tal im Elsass bietet so viel Abwechslung wie die Landschaft entlang der Bruche oder auch Breusch. Während wir in den Gassen von Molsheim und Mutzig die für das Elsass typischen Fachwerkbauten finden, fehlen diese in Schirmeck und den Orten des oberen Bruchetals. An ihrer Stelle treten massive, meist schmucklose Steinbauten, die den Menschen insbesondere in den Seitentälern besseren Schutz in den oft langen und kalten Wintern bieten.
Zugleich ist das Breuschtal oder auch Vallée de la Bruche bzw. Brischtal, wie es im Elsässischen heißt, seit jeher eine wichtige Verbindung nach Lothringen. Der Col du Donon ist einer der nur drei seit dem Altertum bekannten historischen Handels- und Verkehrswege über die Vogesen. Entsprechend weit reichen die frühesten Siedlungsspuren zurück, die auf dem Donon besonders deutlich in Erscheinung treten. Später erkannten die Strategen die günstige Lage des Tals. Hiervon zeugt die Feste Kaiser Wilhelm II., welche oberhalb von Mutzig sowohl über das Breuschtal als auch über die Rheinebene wacht.
Von einem der dunkelsten Kapitel der elsässischen und deutschen Geschichte zeugt zwischen den Tälern der Rothaine und dem Barembach das KZ Natzweiler-Struthof. Ebenfalls der Geschichte gewidmet ist das Mémorial de l'Alsace Moselle bei Schirmeck. Aus der Sicht eines Elsässers wird vor allem die wechselvolle Epoche von 1871 bis Anfang der 1950er und darüber hinaus bis in die Gegenwart veranschaulicht. Anhand von Einzelschicksalen vermittelt die Gedenkstätte von Elsass-Lothringen ein Gefühl, was es bedeutet, in nur einem Leben viermal die Nationalität zu wechseln. Beide Orte sind heute beliebte Ziele für Ausflüge im Tal.